Lustvoll Geschichte am originalen Schauplatz erleben

    Museum Aargau wartet in der soeben gestarteten Saison mit zwei Neuigkeiten auf: Einerseits gilt es den neuen Standort «Klosterhalbinsel Wettingen» zu erkunden, andererseits verspricht das Jahresthema «1000 Düfte» eine spannende Entdeckungsreise ins Reich der Aromen und Essenzen. Marco Castellaneta, Direktor Museum Aargau über lebendige Geschichten, die Schule als Gastgeberin im Museum und andere Projekte.

    (Bild: zVg) Marco Castellaneta, Direktor Museum Aargau: «Die Klosterhalbinsel sollte kultouristisch in die ganze Schweiz ausstrahlen.»

    Das Museum Aargau hat am 1. April mit neu zehn Standorten in die neue Saison gestartet. Was wünschen Sie sich für diese Saison?
    Marco Castellaneta: Dass wir mit unserem spannenden und duftenden Programm vielen Gästen ein gutes Erlebnis und Freude bereiten können. Und – man hat es schon fast vergessen – dass es keine Corona bedingten Schliessungen gibt in diesem Jahr.

    Der neue zehnte Standort ist die Klosterhalbinsel Wettingen. Wie ist es dazu gekommen?
    Die Basis war eine Idee des damaligen Wettinger Gemeindeammann und heutigen Regierungsrats Markus Dieth. Die Klosterhalbinsel sollte kultouristisch in die ganze Schweiz ausstrahlen. In einem mehrjährigen Projekt wurden dazu verschiedene Umsetzungsvarianten geprüft und ein Angebot entworfen, welches unsere Gäste nun seit dem 1. April nutzen können.

    Welche geschichtliche Bedeutung hat die Klosterhalbinsel für den Aargau?
    Das besterhaltene Zisterzienserkloster der Schweiz mit seiner Klosterkirche und den historischen Gärten ist ein Kulturgut von internationalem Rang. Das Kloster Wettingen wurde 1227 unter dem Namen Maris Stella gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte überstand das Kloster viele Krisen, unter anderem den Brand von 1507. Nach den Unsicherheiten der Reformation erwachte das Kloster vor allem unter Abt Peter II Schmid zu neuer Blüte. Nach der Klosteraufhebung 1841 siedelten die Wettinger Mönche nach Mehrerau um. Die Zisterziensergemeinschaft lebt noch heute vor Ort. Im leerstehenden Konventgebäude auf der Klosterhalbinsel zog 1847 das Aargauer Lehrerseminar ein. 1976 entstand daraus die Kantonsschule Wettingen.

    (Bild: Museum Aargau) Die Klosterhalbinsel Wettingen ist der 10. Standort: Das besterhaltene Zisterzienserkloster der Schweiz mit seiner Klosterkirche und den historischen Gärten ist ein Kulturgut von internationalem Rang.

    Unter dem Motto Glaube, Macht und Wissen» vermittelt das Museum Aargau auf der Klosterhalbinsel Geschichte am Originalschauplatz. Was möchten Sie Ihren Besucherinnen und Besuchern besonders mit diesem Standort mitgeben?
    In den prächtigen Räumen der Klosteranlage sowie in der barocken Klosterkirche kann man auf spezielle Art in die Themen «Glaube, Macht, Wissen» eintauchen. Einige der neuen musealen Vermittlungsangebote wurden mit Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Wettingen entworfen und auch realisiert. «Schule macht Museum» war zuerst nur ein Projekttitel, nun ist daraus ein tragendes Programm geworden. So werden künftig die Schülerinnen und Schüler in den Räumen auch als Gastgeberinnen und Gastgeber auftreten, und unsere Gäste in die grossen Fragen des Lebens und Wissens eintauchen lassen.

    Wie gestaltet sich der Rundgang durch die Klosterhalbinsel aus?
    An diesem Kraftort an der Limmat verschmelzen Kultur, Bildung, Geschichte und Gastfreundschaft zu einem Erlebnis! Ob mit Kopfhörer auf Audiotour, auf einer Rätseltour oder bestückt mit der Klosterbroschüre: Die Klosterhalbinsel Wettingen kann ab sofort auf vielfältige Weise entdeckt werden: Verschiedene Rundgänge führen durch die Innen- und die Aussenräume, auch durch die einmalige Natur und die Gartenanlagen direkt an der Limmat. Abgerundet wird das museale Ausflugserlebnis durch ein breites gastronomisches und kulturelles Angebot.

    (Bild: Museum Aargau) Spannendes Rahmenprogramm: Die Ausstellung «Blütenduft und Pulverdampf» auf Schloss Hallwyl

    Das Jahresthema des Museum Aargau lautet «1000Düfte»: Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?
    Im Mittelpunkt des Museumsjahres 2022 stehen drei Duft-Inszenierungen. «Duft & Sprache» verwandelt vom 31. Mai bis 5. Juni die Bibliothek von Schloss Wildegg in eine Duftbibliothek. Parfumeurin Bibi Bigler lässt sich vom Raum zu einer Duftkomposition inspirieren, Autorin Simone Lappert interpretiert diese Düfte literarisch. Aromatologe und Farfalla-Mitbegründer Jean-Claude Richard bespielt die Schlossküche und verzaubert den Dachstock mit seiner Duft-Installation.

    • Zu einem eigentlichen «Duftschloss» wird im September Schloss Hallwyl: Die drei international tätigen Parfumeure Alexander Lauber, Maya Njie und Luca Maffei interpretieren mit der Inszenierung «Duft & Raum» ausgewählte Räume des Seetaler Wasserschlosses mit ihren Duftkreationen.
    • Im August locken im Kloster Königsfelden die Duftkonzerte «Duft & Klang». Der international bekannte Aargauer Klavierpoet Oliver Schnyder spielt virtuos Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen. Der Basler Parfumeur Vincent Micotti umgarnt diese Klänge mit seinen Duftkompositionen.
    • Das Begleitprogramm bietet Führungen, Workshops und Referate: Auf Schloss Hallwyl duftet es 2022 nach Pulverdampf, Meeresbrise, Blütenduft und Weihrauch. Je zwei Frauen und Männer der Familie von Hallwyl erinnern sich in der Sonderausstellung «Blütenduft und Pulverdampf – vier Leben, vier Düfte» an einen entscheidenden Moment in ihrem Leben. Parfumeurin Bibi Bigler kreiert für jede Geschichte einen speziellen Duft. Die sinnliche Duftzeitreise führt durch Heerlager, Segelschiff, Ballsaal und Kloster. Speziell für Familien lanciert Museum Aargau Schnuppertouren durch Schloss Lenzburg, den Legionärspfad Vindonissa und die Klosterhalbinsel Wettingen. Mit von der Partie sind Schlossdrache Fauchi, Kamel Anissa und Klostermaus Jeremias.
    • Abgerundet wird das Duftjahr 2022 mit thematischen Veranstaltungen, Ateliernachmittagen, Talks sowie digitalen Angeboten.

    Wie sind Sie gerade auf Düfte gekommen?
    Dank Ideen der Mitarbeitenden, in lustvollen Workshops und anregenden Entwicklungsschlaufen! Wir haben das Glück, dass bei Museum Aargau über die Jahre eine grosse Gruppe von Menschen mit derselben Inspiration und Leidenschaft zusammengefunden hat. Wir alle wollen lustvolle Geschichte am originalen Schauplatz erlebbar machen und wir leben das auch gerne selber so. Mal mit Witz, mal mit besonderem Tiefgang – aber immer authentisch. Wir haben uns dazu eine kreative, inspirierende Umgebung und die passenden Entwicklungsprozesse aufgebaut.

    Welches sind die Schwerpunkte von Museum Aargau?
    Museum Aargau deckt von jetzt an neben der Geschichte zu den Römern und den Habsburgern und unserer Industriegeschichte, neu mit der Klosterhalbinsel auch die Bildungs- und natürlich die für den Aargau so bedeutende Klostergeschichte ab.

    Plant das Museum Aargau noch weitere Standorte?
    Wir können nun die gesamte Kantonsgeschichte gut an den aktuell zehn Standorten erlebbar machen. So gibt es zurzeit kein Bedürfnis für weitere Standorte.

    Interview: Corinne Remund

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